Vor- und Nachteile der Kompostierung

Wem die Entscheidung für oder gegen die Kompostierung seines Gartenschnitts schwer fällt, oder wer sich mit diesem Thema intensiver auseinandersetzen will, dem helfen vielleicht ein paar der folgend aufgelisteten Argumente.

Wirtschaftliche Aspekte

Im Gegenteil zum Komposter, wird die Biotonne gestellt – d. h. es fallen keine Anschaffungskosten, sondern lediglich die Kosten der Abholung bzw. Entleerung an. Die Abholung erfolgt i. d. R. alle zwei Wochen. Die Gebühren sind meist abhängig von der Tonnengröße und können regional extreme Unterschiede aufweisen.

Beispiele (2014 / Leerung alle 14 Tage / Tonne muss zur Strasse gebracht werden):

                  60 Liter     80 Liter    120 Liter     240 Liter
Dortmund                 -       76,14€      102,90€       183,16€
Hamburg                  -       20,64€       23,52€        36,24€
Leipzig                  -            -       54,00€       108,00€
Berlin              62,60€            -       65,20€        73,00€
Offenbach           75,36€       90,12€      119,64€       202,08€
Bergisch Gladbach        -            -       42,00€        84,00€
Nürnberg          kostenfreie Abholung (in Restmüllgeb. Enthalten)

Falls sie ihnen nicht ohnehin bekannt sind, sollten sie sich für ihre persönliche Entscheidung die für sie (ihre Ansprüche (Tonnengröße) und Leerungsintervalle) konkret anfallenden, regionalen Gebühren besorgen.
Komposter gibt es in einer Vielzahl unterschiedlicher Formen und Farben mit verschiedenen Ausstattungen und Funktionen und in diversen Preisklassen. Diese bewegen sich zwischen 20 und 250 Euro. Als Material stehen überwiegend Kunststoffregenerate und Holz zur Auswahl. Solange die optisch wenig ansprechenden Regenerate eine sehr hohe Lebensdauer versprechen, werden die günstigeren Versionen aus (meist unbehandeltem) Holz nur wenige Jahre überdauern, bevor sie „sich selbst kompostieren“. Verstehen sie mich bitte nicht falsch – das ist nicht zwingend schlecht – auch das verwendete Holz ist ja ein nachwachsender Rohstoff. Für welches Modell sie sich auch entscheiden mögen, in den überwiegenden Fällen werden sich die Anschaffungskosten bereits kurzfristig rentiert haben (in Nürnberg natürlich nicht). In einigen anderen Städten (beispielsweise: München) haben sie diesbezüglich keine Wahl. In diesen Regionen besteht für jeden Haushalt die Verpflichtung eine Biotonne zu benutzen.

Aufstellung und Platzbedarf

Da der Kompost nicht entleert wird, sondern auf die Verrottung seines Gutes warten muss, wird er dem Hobbygärtner stets ein etwas größeres Volumen zur Verfügung stellen müssen, als eine Biotonne. Es ist zwar erstaunlich, wie schnell der Rasenschnitt, der gestern noch (einem Bubikopf gleichend) den Komposter gefüllt hat, in sich zusammenfällt und somit Platz für eine neue Befüllung macht, aber dieser Platz wird ebenfalls benötigt, um den Kompost zu wenden und zu durchmengen.
Neben der eigentlichen Größe des Behälters sollte jedoch auch der mögliche Standort berücksichtigt werden. Der Komposter kann innerhalb bereits eingewachsener Gärten in einem Strauch, Hecken oder kleinen Baumbestand praktisch unsichtbar aufgebaut werden, ohne dort unangenehm (oder überhaupt) aufzufallen. Dieses sind natürlich keine günstigen Örtlichkeiten für die Biotonne – sie muss ja alle zwei Wochen zur Straße geschoben werden, und dafür wird ein möglichst befestigter Stellplatz und ein entsprechender Weg benötigt.
keine Schönheiten - die bunten Tonnen
Die Biotonne findet ihren Platz daher meist neben, oder in direkter Nähe zur Restmülltonne, der Recycling- und der Altpapiertonne. Allesamt keine wirklichen Schönheiten, aber sie belagern beinahe die halbe Außenwand und man hat sich irgendwie schon damit abgefunden.
Schon richtig – nur die wenigsten Komposter können mit gelungener Optik protzen. Sie sehen aber nicht alle so schäbig aus – es sind durchaus auch ansehnliche Exemplare dabei, diese man nicht zwingend vor den Augen der Nachbarn verstecken braucht. Aber das ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und (wie so oft im Leben) auch der Kosten. Die Problematik der Kompostierung liegt jedoch nicht in seiner Optik begründet. Nachbarliche Streitigkeiten entstehen im Allgemeinen durch die Geruchsbelästigung die von einem Kompost ausgehen kann. Im Ernstfall kann der Nachbar folgend eine Verlegung oder sogar die Beseitigung des Kompostes verlangen. Hierfür muss jedoch auch eine anerkannte Geruchsbelästigung vorliegen. Ein gesunder Kompost riecht jedoch nach Waldboden und gibt natürlich keinen Grund zur Klage.

Reinhaltung, Arbeits- und Zeitaufwand

Sowohl der eigene Kompost als auch die Biotonne benötigen Aufmerksamkeit und Pflege. Der Kompost sollte ca. alle zwei bis drei Wochen umgeschichtet werden, um eine gleichmäßige Rotte zu erhalten und um Fäulnisprozessen vorzubeugen. Weiter muss der Kompost feucht gehalten werden um die Kompostierung „auf Trab“ zu halten. Beide Aufgaben können im Zuge der normalen Gartenpflege bequem „nebenbei“ erledigt werden. Im Normalfall wird der Rasen alle zwei bis drei Wochen gemäht. Es genügt in aller Regel, wenn man ihn vor der neuen Befüllung umschichtet, und ihn bei Trockenheit, mit den Blumen zusammen gießt (brauchen die Blumen nicht gegossen zu werden, wird auch der Kompost keine zusätzliche Feuchtigkeit benötigen).
Diese Art der Pflege benötigt eine Biotonne natürlich nicht. Sie muss lediglich alle zwei Wochen zur Entleerung an die Straße gestellt werden. Prima Sache – solange man auch dran denkt. Das Versäumnis eines dieser Termine kann nämlich tiefe Lücken in die persönliche Gartenplanung reißen. Ebenfalls wird nur selten beachtet, dass auch eine Biotonne (als Leihgabe des jeweiligen Entsorgungsunternehmens) sauber zu halten ist. In bestimmten Fällen kann die Entleerung einer stark verschmutzen Tonne sogar Mehrkosten verursachen. Ein durchschnittlich ausgeprägtes Geruchsempfinden vorausgesetzt, wird jedoch die Reinigung der Tonne in aller Regel einer starken Verschmutzung zuvorkommen. Auch für die restlose Entleerung der Tonne ist die Reinhaltung (besonders des Tonnenbodens) unumgänglich. Ein sich am Boden gebildetes „Biotop“ bleibt oft bis zur restlosen Beseitigung erhalten, und stellt auch für den neuen Inhalt sofort wieder den Keim der Verwesung bereit.

Geruchsbelästigung

Wie bereits beschrieben erzeugt die gesunde Verrottung keine üblen Gerüche, sondern riecht nach Waldboden. Wen wundert's auch, wo doch der komplette Wald dem Kreislauf einer andauernden Verrottung und neuem Wachstum unterliegt. Im Grunde ist der Wald ein riesiger (wenn auch flacher) Komposthaufen. Der Waldboden besteht aus einem ausgewogenen Gemisch aus Nadeln, Blättern, Zweigen und Ästen. Natürlich verrotten die Zweige und Äste langsamer als die Blätter, Sie sorgen allerdings für eine gute Belüftung des Waldbodens und bilden somit einen wichtigen Bestandteil. An dieser Zusammensetzung sollten wir uns bei der Befüllung unseres Komposters orientieren. Leider haben wir im Garten nicht immer die ausgewogene Mischung zur Hand und müssen der Verrottung dann und wann ein wenig auf die Sprünge helfen. Wie wir das hinbekommen, und welche Möglichkeiten hierfür bestehen, wollen wir später erläutern.

Ein Kompost, der (beispielsweise aufgrund einer Überfeuchtung) zu wenig, oder gar nicht belüftet wird, kann – und wird ziemlich übel riechen. Dieser Fall kann sehr schnell eintreten, wenn der Kompost fortlaufend (schlimmstenfalls ohne Umschichtung und zusätzlicher Befeuchtung durch Regen) reiner Rasenschnitt aufgehäuft wird. Rasenschnitt ist sehr feucht und so fein, dass er schnell zu einem nassen Klumpen zusammenfällt, der die Feuchtigkeit im Inneren hält – auch wenn er von außen trocken oder sogar verdörrt aussieht. Da die Verwesung entsprechend in seinem Inneren stattfindet, wird der davon ausgehende Gestank erst später bzw. bei der ersten (längst überfälligen) Durchmischung bemerkt werden. Sie werden staunen, welche „Düfte“ sich aus normalem Gras entwickeln können.

In diesem Fall brauchen sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn oder wenigsten viel Nachsicht und Verständnis. Aber – so weit wollen wir es ja gar nicht erst kommen lassen.

Es wird zwar immer wieder davor gewarnt, Speisereste auf dem Kompost zu entsorgen, ich habe damit aber trotzdem noch keine schlechten Erfahrungen machen müssen. Wahrscheinlich beziehen sich diese Warnungen auf größere Mengen von Speiseresten – und dann werden sie sicher auch berechtigt sein. Mit Mäusen, Ratten oder anderen Nagern hatte ich auch noch keine Sorgen. Nun gut – ich habe hier sehr viele Katzen in der Umgebung – und möglicherweise treten diese Probleme in der Stadt seltener auf als in ländlichen Wohnbereichen.

die Nachhaltigkeit

Diverse Untersuchungen zur Nachhaltigkeit, belegen den wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen der Kompostierung. Sie beziehen sich natürlich nicht auf den privaten Kompost im eigenen Garten, sondern basieren auf Einsatz und Nutzung innerhalb der kommerziellen Landwirtschaft. Was jedoch für die Landwirtschaft gilt, kann doch auch im kleinen Rahmen nicht falsch sein. Um die Vorteile der Kompostierung für den privaten Haushalt herauszustellen, benötigt man sicher keine weiteren Untersuchungen.
Als natürlicher Dünger eingesetzt, spart der eigene Kompost nicht nur Geld, sondern auch Ressourcen. Er gewährleistet eine fortwährende Versorgung mit bestem, humusreichen Naturdünger der auch noch genau dort entsteht, wo er gebraucht wird – im eigenen Garten. Transportkosten, und die damit verbundenen Umweltbelastungen entfallen komplett. Die Düngung mit dem eigenen organischem Humus begründet einen Nährstoffkreislauf, der den Bedarf an endlichen oder chemischen Ressourcen weitestgehend begrenzen kann.